Mittwoch, 17. Januar 2018

Buchrezension "Das Jesus-Experiment"

Autor: Bernd Roßbach
Genre: Thriller
Verlag: Feuerwerke Verlag
Format: eBook
Pos.: 7310
Kosten: 0,99€

Inhalt:
Der Hirnforscher Tom Jennings ist auf dem Höhepunkt seines Erfolges angelangt. Ein von ihm erfundenes Verfahren macht vererbte Erinnerungen sichtbar und stellt so die Welt, wie wir sie kennen, auf den Kopf. Als Jennings im Zuge seiner Forschungen auf die Autistin Giulia trifft, verändert dies alles. Denn sie ist die direkte Nachfahrin von Pontius Pilatus, der IHN mit eigenen Augen gesehen hat. Nach Jahrtausenden wird die Welt somit erstmals Bilder von Jesus Christus zu sehen bekommen. Als dadurch jedoch Zweifel an der Auferstehung des Messias wach werden, wendet sich die älteste Macht der Welt gegen Jennings, und eine Treibjagd durch Rom, Verona und die Katakomben von Paris beginnt.

Die Wahrheit über einen Mann aus Nazareth vor 2.000 Jahren.

Meine Meinung:
Der Prolog versprach schon eine ziemlich gruselige Stimmung, die auch eingehalten wurde. An einigen Stellen fand ich es echt schaurig und ich hatte regelmäßig Gänsehaut, wenn etwas passiert ist oder Fortschritte im Jesus-Fall zu erkennen waren. Leider muss ich aber sagen, dass die Spannung nicht ganz in mir aufkeimte. An den Stellen, die vielversprechend waren, wurde oft zu viel erklärt und beschrieben, was mir den Moment kaputt gemacht hat. Aber interessant und grausig blieben diese Stellen doch.
(Bildquelle: Feuerwerke Verlag)
Tom Jennings kam mir eingangs arrogant vor und wirkte unsympathisch. Das änderte sich zwar sehr schnell, trotzdem konnte ich nicht ganz mit ihm warm werden, weil er mir teilweise einfach zu emotionslos und passiv war. Er kam mir nicht vor, als nehmen ihn Ereignisse auf irgendeine Art und Weise mit, sondern sie passieren und er akzeptiert das einfach. Wenn Handlung erforderlich gewesen wäre, sagte er anderen Personen, dass sie doch etwas unternehmen sollten, statt sich um die eigenen Gelegenheiten zu kümmern. Diese Passivität hat sich aber immerhin noch gewandelt und er hat am Ende Initiativen ergriffen, wenn es notwendig war. Ein bisschen nervig fand ich dabei, dass er die Schuld den anderen in die Schuhe geschoben hat, statt sich selbst dessen bewusst zu werden, was er falsch gemacht haben könnte. Aber das hat sich wenigstens auch gelegt.
Lancette ist ein geldgieriges (entschuldigt) Arschloch, wie man sich typische Geschäftsmänner vorstellt. Ich kenne zwar keinen von solchen Typen, aber ich finde ihn schon irgendwie sehr realitätsnah gestaltet. Obwohl ich den Kerl nicht leiden kann, habe ich mich doch leider immer öfter gefragt, wann er denn nochmal auftaucht und was er wohl gerade macht etc.
Mit fortschreitender Story wird auch öfter die Perspektive gewechselt, man erfährt also auch etwas von Ermittlungen oder den Gegnern Jennings und bemerkt dadurch, welche Tragweite die neue Technologie hat, die Jennings entworfen hat. Dessen ist er sich oftmals selbst nicht bewusst.
Allgemein finde ich die aufgegriffenen Themen und die Beschreibungen dessen sehr interessant. Vor allem die Quellenverweise zeugen davon, dass Bernd Roßbach sich lange mit der Materie beschäftigt hat und nicht alles nur reine Fiktion ist, wie er auch in seinem Nachwort erklärt.
Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass eine solche Technologie nicht mehr lange auf sich warten lässt. Allerdings treten damit auch Bedenken auf, die ebenfalls nicht nur im Buch selbst aufgegriffen werden, sondern auch vom Autor am Ende. Wenn es wirklich möglich wäre, Erinnerungen auszutauschen, dann bin ich der gleichen Meinung, dass Individuen nicht mehr existieren, denn Erinnerungen formen nun mal einen Menschen. Vor allem aber würden sich das die falschen Leute zunutze machen. Somit könnte die Erinnerung an die Geschichte ausgetauscht werden, wodurch aber nur mehr die Gefahr besteht, dass sie sich wiederholt. Außerdem würden wir viel zu leicht kontrolliert werden können und die Privatsphäre wäre ebenfalls dahin, wie auch Nikolas Stoltz in "Dream On" aufgegriffen hat.
Wie die Kirche im "Jesus-Experiment" reagiert, so könnte ich mir das ebenfalls vorstellen. Natürlich gehört das zum Hauptstrang, deshalb werde ich darüber nicht mehr verraten.
Das Ende fand ich dann doch wirklich emotional, ganz besonders die große Auflösung ließ mir eine Gänsehaut nach der anderen über die Haut huschen. Sehr interessant waren die Schlussfolgerungen, die eine Ermittlerin hervorbrachte, auf die ich beim besten Willen nicht gekommen wäre. Glaube ich zumindest, da mir das auf den ersten Blick alles ziemlich verworren vorkam. Je länger man das sacken lässt, desto plausibler erscheint es einem.

Mein Tipp:
Ich finde es wirklich interessant, wie kontrovers über Jesus diskutiert wird. Es herrscht nicht nur eine einzige Meinung, die die Wahrheit sein soll (so wie die Kirche drauf besteht, dass alles, was sie sagt, die einzig wahre Wahrheit wäre), es gibt einige Spekulationen, die meiner Meinung nach auch plausibel sein können.
Wie die Themen aufgegriffen wurden finde ich echt super und gerade die Recherchearbeit zuvor ist wirklich bemerkenswert.
Auch wenn mir die Spannung gefehlt hat und ich mit dem Protagonisten nicht warm wurde, gab es dennoch andere Figuren, die ich toll fand und die Neugier treibt einen wirklich voran. Ich kann den Thriller nur empfehlen, zumal es nicht ausschließlich nur von Jesus handelt und so religiös ist, wie man es vermuten würde. Allerdings sollte man sich trotzdem dafür interessieren und nicht zu engstirnig sein, wenn es um die Religion und Jesus geht.
Also:
Wirklich empfehlenswert.