Montag, 13. November 2017

Buchrezension "Ich bin der Zorn"

(Bildquelle: Bastei Lübbe)
Autor: Ethan Cross
Genre: Thriller
Verlag: Bastei Lübbe
Format: Taschenbuch
Seiten: 495
Kosten: 10,90€

Inhalt:
Mein Zorn ist gewaltig. Er bringt den Tod. Auch dir.
In einer Strafanstalt in Arizona ereignet sich ein blutiger Amoklauf. Scheinbar wahllos erschießt ein Gefängniswärter mehrere Menschen. Zu seinem Motiv schweigt er . Das ruft Bundesermittler Marcus Williams auf den Plan. Rasch findet er heraus, dass der Wärter von einem psychopathischen Killer erpresst wurde, der sich selbst Judas nennt. Um die Identität des Judas-Killer aufzudecken, tut Marcus sich erneut mit seinem Bruder Francis Ackerman jr. zusammen, dem berüchtigsten Serienkiller der Gegenwart: Marcus ermittelt außerhalb der Gefängnismauern, Ackerman jr. undercover unter den Häftlingen. Was beide nicht ahnen: Der Judas-Killer verfolgt weitaus größere Ziele als nur ein paar Morde...


Dies ist der vierte Teil der Reihe. Es wird empfohlen, die vorangegangenen gelesen zu haben. Falls nicht, beinhaltet der folgende Text Spoiler zu den ersten Teilen.

Meine Meinung:
Ich wurde mal wieder einfach nur umgehauen. Ich dachte erst, dass "Ich bin der Schmerz" quasi eine Art Höhepunkt darstellen würde, weil es dort schließlich um die ganzen Familienangelegenheiten ging und Marcus mittlerweile nachvollziehen kann, wie sein Bruder zu dem wurde, der er geworden ist, weil es ihm am eigenen Leib widerfahren war. Das schöne ist einfach, dass es gar keinen Höhepunkt geben muss. Es ist die Zeit nach der Krise und wie das Leben mit einem Serienkiller als Bruder und einer verkorksten Beziehung zur Freundin und zum eigenen Sohn funktionieren könnte. Und das ist mindestens genauso spannend.
Ich fand es richtig gut, dass es am Ende mancher Kapitel einen Tagebucheintrag des Killers gab, in dem seine eigene Geschichte erzählt wurde. Warum er der ist, der er nun mal ist. Das kam zu dem bereits gewohnten Perspektivenwechsel dazu, den ich immer noch sehr interessant finde und der es um einiges lesenswerter macht.
Außerdem war es spannend zu sehen, wie Marcus damit zurecht kommt, dass er von seinem Vater gefoltert wurde und sich plötzlich wieder um Familie kümmern muss. Dass er einen Sohn hat, von dem er vor nicht allzu langer Zeit noch nichts wusste, zumal dieser ebenfalls von Francis Ackerman sr. beeinflusst wurde. Er muss also irgendwie versuchen, sein eigenes Trauma zu verarbeiten, mit seinem Killer-Bruder klar zu kommen, seinen Sohn auf die richtige Spur zu bringen und auch noch eine Beziehung zu Maggie aufrecht zu erhalten. Alles absolut nicht so einfach, was sich bei ihm bemerkbar macht.
Ich habe mit der Zeit Marcus und Ackerman jr. so sehr ins Herz geschlossen, dass die beiden sogar für mich unzertrennlich wurden und auch einfach dazu gehören. Man merkt zwar immer wieder, dass Ackerman etwas speziell ist, aber er ist trotzdem irgendwie liebenswert und auch ich gebe ihm eine zweite Chance, seine Fähigkeiten weiterhin für das Richtige zu verwenden. Durch ihn sind nun mal andere Ermittlungsmethoden möglich, die einen furchtbar weit bringen können.
Dieses mal war ich wohl manchmal etwas irritiert, weil ich die Zusammenhänge dann nicht ganz verstanden hatte, aber das gab sich später wieder, als alles aufgeklärt wurde.
Wie auch im vorherigen Teil erkannte man hier wieder einmal, wie nah Genie und Wahnsinn beieinander liegen. Vor allem aber, dass man nicht in den Kopf eines Menschen gucken kann, was umso erschreckender ist. Jemand gibt vor, ein toller Mensch zu sein und man kauft ihm das sogar ab, aber im Endeffekt könnte er trotzdem ein  Mörder sein.
Ich finde es faszinierend, wie sich der Autor jedes mal eine neue Art und Weise ausdenkt, wie die Mörder handeln. Es wird einfach nicht langweilig und die Möglichkeiten sind schier endlos. Aber erst einmal auf solche Ideen zu kommen finde ich schon schwierig genug.
Aber auch der Handlungsort war dieses mal sehr interessant gewählt. Ein Gefängnis, ausgestattet mit sehr viel Technologie und äußerst geringem Personal im Vergleich zu anderen. Was nicht für jeden einen Fortschritt bedeuten würde. Ich finde, dass man sehr deutlich erkennen kann, wie die Technologie zwar für einen guten Zweck verwendet werden kann, aber auch andersherum Arbeitsplätze nicht mehr benötigt werden. Und dass sie aus Fehlern bestehen kann, da Menschen sie konstruieren und diese sehr weit weg von Perfektion sind.
Die Beschreibungen der Orte, nicht nur des Gefängnisses, sind wieder einmal sehr gut gelungen. Ich wurde erneut an Orte geführt, die den kranken Plänen eines Mörders dienen sollten und fühlte mich ins Geschehen verfrachtet, direkt an die Seite der jeweiligen Personen, um die es in den Abschnitten ging. Sie wurden lebendig und ich war ein stiller Beobachter der Szenerie.

Mein Tipp:
Der Autor bleibt seinem Schreibstil weiterhin treu, wodurch es gut lesbar ist und man sich neben den Figuren stehen sieht, jedoch immer einen Einblick in ihr Inneres bekommt. Es ist und bleibt spannend und interessant und man fiebert wirklich mit, immer mit dem Gedanken daran, wer denn jetzt der Gesuchte sein könnte. Ich finde dieses Buch lesenswert und den Autoren einfach genial.
Es wird nächstes Jahr ein neues Buch erscheinen mit dem Titel "Ich bin der Hass". Ich freue mich jetzt schon darauf!

Montag, 6. November 2017

Buchrezension "Ich bin der Schmerz"

Autor: Ethan Cross
Genre: Thriller
Verlag: Bastei Lübbe
Format: Taschenbuch
Seiten: 430
Kosten: 10,99€

Inhalt:
Ich bin ein Zerstörer. Ich fühle mich nur lebendig, wenn ich anderen Schmerz zufüge. Großen Schmerz.
Die Medien nennen ihn den "Anstifter", und das Spiel, das er spielt, ist besonders perfide: Zuerst entführt er die Familie eines völlig unbescholtenen Mannes, bevor er diesem befiehlt, einen anderen unbescholtenen Mann zu töten. Weigert sich der Erpresste, werden seine Lieben ermordet. Nur der ehemalige Polizist Marcus Williams kann den Killer zur Strecke bringen. Auf der Jagd erhält Marcus Hilfe von seinem Bruder, den Serienkiller Francis Ackerman junior. Denn dieser weiß, wer hinter dem Anstifter steckt: sein Vater. Der, der ihn zu dem gemacht hat, was er ist: dem absolut Bösen...


Hier empfiehlt sich tatsächlich, die ersten beiden Teile zu lesen, da man meiner Meinung nach sonst zu viel verpassen würde. Ich gehe deshalb davon aus, dass sie schon gelesen wurden. Falls nicht, sollte man sich überlegen, weiterzulesen, weil sonst gespoilert wird.

Meine Meinung:
Ich wurde einfach mal wieder total gefesselt und überrascht. Vor allem der Einstieg in das Buch ging schnell und unerwartet.
Es herrscht hier ein gewaltiger Unterschied zu den vorherigen Fällen vor: Wie schon der Inhalt zeigt, kennt man bereits den Täter. Und nur Marcus' Bruder kann ihm hier helfen, da er die "Handschrift" des Killers kennt. Durch seine jahrelangen Erfahrungen als Versuchskaninchen weiß er nur zu gut, wie ihr gemeinsamer Vater tickt. Dennoch ist es nicht so leicht, ihn zu fangen. Irgendwoher hat Ackerman junior schließlich seinen Perfektionismus bezüglich der Tarnung und des Beseitigens von Beweisen. Und gerade dieses Katz und Maus Spiel macht es furchtbar interessant. Vor allem ist es mal wieder faszinierend, wie nah Genie und Wahnsinn beieinander liegen.
Ich fand es wohl ziemlich erschreckend, wie schnell sich Marcus daran gewöhnt hat, dass Ackerman junior sein Bruder und senior sein Vater sind. Er nennt sie auch schon so. Ich persönlich würde es schwer finden, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass mein Bruder und mein Vater eigentlich totale Irre sind, die sich am eigenen Schmerz und an dem von anderen laben. Die Menschen beinahe schon aus Leidenschaft umbringen. Wobei ich auch sagen muss, dass Marcus ebenfalls nicht ganz so begeistert davon ist, zumal sich manchmal die Zusammenarbeit mit Ackerman junior als etwas schwierig erweist.
Dennoch bin ich wieder einmal furchtbar froh darum, dass Junior wieder dabei ist. Erneut zeigt er seine sympathischen und auch irgendwie witzigen Züge, die mich, wie auch vorher schon, total zum schmunzeln gebracht haben. Vor allem ist es sehr interessant zu sehen, wie ein Killer versucht, für die Guten zu arbeiten. Dadurch hat man ganz andere Einblicke in die Fälle und Möglichkeiten, die andere Seite besser zu verstehen oder zumindest die Schritte nachzuvollziehen.
(Bildquelle: Bastei Lübbe)
In gewohnter Weise wird die Spannung aufgebaut und die Neugier angeregt. Ebenfalls sind die Kapitel wieder relativ kurz gehalten mit dem Effekt "das lese ich jetzt aber noch schnell", vor allem, weil auch hier am Ende eines jeden Kapitels Spannung und Neugier erzeugt wird. Diese Methode wird aber auch nicht langweilig. Sie erfüllt immer wieder ihren Zweck.
Es gab viele Stellen, die mich sehr überrascht haben, weil ich damit absolut nicht gerechnet hatte. Umso mehr wollte ich erfahren und weiterlesen. Zumal man auch immer mal wieder mehr Informationen über die Geschichte von den Ackermans erfährt, die Antworten auf einige Fragen enthält. Am schlimmsten ist die hautnahe Erfahrung der Grausamkeit Seniors, die einen selbst sogar fast zur Verzweiflung bringt.
Das Ende ist bis zum letzten Punkt einfach nur spannend und vor allem rechnet man einfach überhaupt nicht mit dem, was dort passiert. Es hat alles ein bisschen abgerundet und in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Mein Tipp:
Ich kann nicht mehr dazu sagen, weil ich nicht mehr sagen kann als: unbedingt lesen. Spannung, Neugier, Überraschung und Verzweiflung haben die perfekte Mischung. Ich habe dieses Buch verschlungen, es war sehr interessant und der Autor trifft mit seinem Schreibstil direkt ins Schwarze. Bei Büchern mit Mördern und Ermittlern bin ich mittlerweile vorsichtig, weil sich zunächst alles gleich anhört. Hier jedoch absolut gar nicht, es ist anders als diese typischen Kriminalfälle, was es umso lesenswerter macht.