Montag, 10. April 2017

Buchrezension "Dem Abgrund so nah"

Autorin: Jessica Koch
Genre: Roman
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Format: Taschenbuch, wer hätte das gedacht ;)
Seiten: 330
Kosten: 9,99€

Inhalt:
Ein Buch, das zu Herzen geht. Ein Buch, das Mut macht.
Danny ist gerade zehn Jahre alt, als sein Leben aus den Fugen gerät. Ein schwerer Schicksalsschlag veranlasst seine Familie, aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zu ziehen. Dannys Vater ertränkt seinen Kummer in Alkohol und fällt zurück in Verhaltensmuster, von denen er glaubte, sie vor der Ehe endgültig abgelegt zu haben. Danny ist seinem Vater schutzlos ausgeliefert. Aber er gibt nicht auf...
Bei einem Sommercamp lernt Danny die Französin Dominique kennen. Ihre Liebe hilft ihm, sich von seiner Familie - und damit aus der Dunkelheit, die sein junges Leben prägt - zu lösen. Es beginnt ein Kampf um Anerkennung, Freiheit, Gerechtigkeit - und um die Liebe.

Danny ist zu jung, um zu verstehen, was vor sich geht. Um endgültig erwachsen zu werden. Er sollte seine Kindheit genießen wie jeder andere. Aber sein Vater lässt das nicht zu. Danny wird nicht zu einem normalen Kind mit einer glücklichen Familie. Was er sich aber sehnlichst wünscht. Er muss schneller erwachsen werden, als ihm lieb ist. Und mit Dingen umgehen, die keiner stemmen sollte. Vor allem aber nicht alleine.

*Es sind Spoiler zum ersten Teil vorhanden, falls man diesen noch nicht gelesen hat. Ich gehe hierbei davon aus, dass man ihn gelesen hat und daher schon Hintergrundwissen besitzt.*

Meine Meinung:
Dies ist der zweite Teil der Danny-Trilogie. Er spielt in der Kindheit von Danijel Alaric Taylor, der zu viel mit ansehen und mitmachen musste. Im ersten Teil erfährt man schon einige Dinge aus der Kindheit, die aber hier vertieft werden. Man bekommt einen genaueren Einblick in die grausame Geschichte von Aiden Taylor, Dannys Vater, ihm und seiner Mutter.
Wie man schon im ersten Teil erfahren hat, wurde Danny von seinem Vater früher über Jahre hinweg vergewaltigt und missbraucht. Der Besuch seiner Mutter mit Jessica zusammen hat klar gemacht, dass seine Mutter geistig nicht zurechnungsfähig ist. Hier erfährt man die ganzen Hintergründe und Zusammenhänge, die meiner Meinung nach viel zu furchtbar sind, als dass man wirklich glauben möchte, dass sie wahr sind. Aber es stimmt alles. Eine traurige und zugleich wütend machende Geschichte, die mir unter die Haut ging.
Ich finde es interessant und spannend, wie Jessica Koch es geschafft hat, die Geschichte so zu erzählen, als wäre sie selbst dabei gewesen. Und vor allem teilweise auch so detailliert, als ob sie alles mitgeschrieben hätte, als Danny ihr das einst erzählte. Man spürt immer noch eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden, denn wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt, dass sie nach all der ganzen Zeit immer noch weiß, was er ihr darüber gesagt hat, ich finde es erstaunlich.
Was ich sehr schön fand, waren diese Andeutungen über die Zukunft, die die Autorin zwischenzeitlich fallen ließ. Es wird nicht vorausgesetzt, dass man den ersten Teil schon gelesen hat, man kann diesen Band ruhig auch als erstes lesen. Dafür verraten die eingeworfenen Kommentare auch zu wenig. Wenn man aber nach der Reihenfolge geht, wie die Bücher erschienen sind, erkennt man die Verhaltensmuster wieder und versteht auch somit, wie es überhaupt dazu kam.
(Bildquelle: Rowohlt Verlag)
Die Entwicklung, die Danny gemacht hat, zeichnet sich deutlich ab. Wie schnell er erwachsen werden musste, damit er mit der ganzen Situation irgendwie umgehen konnte. Ich finde es erstaunlich, wie er es geschafft hat. Der große Kampf, den er irgendwie schaffen musste, den Mut, den er aufbringen wollte, die Kraft vor allem. Und die kleinen Schritte, die aber die Welt bedeuten. Ich habe auch ein bisschen mehr gelernt, diese kleinen Schritte, die man kaum merkt, aber trotzdem da sind, mehr zu schätzen, weil man seinem großen Ziel auch damit näher kommt. Kleine Erfolge sollte man trotzdem feiern. Und vor allem: Niemals aufgeben. Denn dann hat man schon verloren. Und für irgendetwas lohnt es sich immer. Also, wie man sieht, empfand ich es als super lehrreich.
Generell war ich hierbei wirklich ständig nur fassungslos. Ich war gefesselt davon, wie es wohl mit Danny weitergehen würde, was seine und vor allem Aidens nächste Schritte sein würden. Und dabei blieb mir viel zu häufig der Mund offen stehen. Dass es so etwas gibt, so schlechte Menschen, macht einen nur traurig und wütend zugleich. Was meinen "inneren Film", der beim lesen entsteht, sehr dunkel erscheinen ließ. Vor allem Dannys Zimmer.
Im Allgemeinen kann ich nur sagen, dass mich die Geschichte von Danny sehr fesselt. Es zerreißt mir das Herz, dass nicht nur er, sondern auch andere Kinder mit einem ähnlichen Schicksal zu kämpfen haben. Und dass man sieht, dass man sehr viel in einem Menschen zerstören kann. Ich finde es bemerkenswert, wie Danny damit umgegangen ist. Und kann nur sagen, dass der Einband die Wahrheit sagt: Er macht Mut.

Mein Tipp:
Ich würde es definitiv jedem weiterempfehlen. Man kann es unabhängig vom ersten Teil lesen, was ich als Pluspunkt empfinde. Außerdem sensibilisiert man sich ein bisschen für diese Themen, weil es auch oft genug lieber totgeschwiegen wird, als dass man damit an die Öffentlichkeit geht. Vor allem aber gibt Jessica Koch auch Hinweise dazu, wie man so etwas erkennen könnte. Die Stimmung wird auch gut hervorgebracht und durch den Erzählstil kann man sich auch gut in Danny einfinden. Es ist eine wahre Geschichte, die jeder gelesen haben sollte.

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